Sony Xperia Z: 5 Zoll Full-HD-Riese im Test
Das Sony Xperia Z verfügt als erstes Smartphone hierzulande über einen Bildschirm in Full-HD, also mit 1080 x 1920 Pixel. Zudem ist der Monitor satte 5 Zoll (126 Millimeter) groß. Plus 13-Megapixel-Kamera und LTE - die eierlegende Wollmilchsau also? Der Test von Sphone.de beantwortet diese Frage.

Sobald man das Sony Xperia Z zur Hand nimmt, begeistert der üppige Bildschirm: Neben dem 5-Zöller wirken selbst Smartphones mit 4,3 oder 4,5 Zoll wie ein HTC 8X oder Nexus 4 regelrecht schmächtig. Kein Wunder: Die angezeigte Fläche ist bis zu einem Drittel größer. Ja, selbst das Galaxy S III steht dem Xperia Z um 7 Prozent nach. Wobei zu bedenken ist, dass auf dem Samsung die gesamte Mattscheibe für den Inhalt zur Verfügung steht, während beim Xperia Z die Buttons für "Zurück", "Home" und "geöffnete Apps" als Softkeys auf dem Touchscreen liegen. Daher fällt ein gut 8 Millimeter hoher Bereich am unteren Bildrand für Inhalte wie Webseiten, Kalender oder Menü weg; lediglich beim Betrachten von Fotos und Videos wird der schwarze Balken temporär ausgeblendet. Die Netto-Darstellung ist somit sogar einen Hauch kleiner als beim Galaxy S III, man muss beim Xperia Z somit von einem 4,7-Zoll-Display (119 Millimeter) sprechen. Auch bei den Gehäusemaßen nehmen sich die beiden Monitormonster so gut wie nichts: Den rund 71 x 139 x 7,9 Millimetern des Xperia Z stehen 71 x 137 x 8,7 Millimeter beim S III gegenüber. Und auch das etwas höhere Gewicht des Japaners von 145 statt 133 Gramm fällt in der Praxis kaum auf.
Xperia Z: Scharfes Display, aber wenig Kontrast
So richtig punkten kann das Xperia Z natürlich mit seiner Full-HD-Auflösung: 1080 x 1920 Bildpunkte ergeben eine Dichte von 305 Pixel pro Quadratmillimeter (443 ppi) - dagegen können die bisherigen Spitzenreiter wie Sony Xperia S, Xperia V, HTX 8X und Nokia Lumia 920 mit jeweils um die 180 Pixel pro Quadratmillimeter (340 ppi) einpacken. Texte, Fotos und Videos werden also so scharf dargestellt wie noch nie. Dummerweise aber nicht sonderlich brillant: Denn das Panel des Sony erweist sich als recht kontrastarm, Schwarz sieht eher wie Anthrazit aus. Strafschärfend kommt noch hinzu, dass der Monitor nahezu null Toleranz beim Blickwinkel zeigt: Sieht der Nutzer nicht absolut lotrecht darauf, wird die Farbdarstellung verfälscht, die Kontraste sinken weiter, das Bild wirkt beinahe leicht milchig. Eine wahre "Matt-Scheibe" also. Bei einem Smartphone, das primär mit seinem Bildschirm begeistern möchte, ist derlei natürlich absolut fatal! Da geht ein Gutteil des Spaßes verloren, der von Schärfe und Größe aufgebaut wurde.
Videos beim Xperia Z enttäuschen
Und noch ein Manko sollte der Interessent beachten: Obwohl Videos mit Full HD aufgezeichnet werden, konnte die Schärfe der Clips im Test nicht überzeugen. Außerdem pumpt der Autofokus gelegentlich unnötigerweise, und die Datenrate von durchschnittlich 17 Megabit pro Sekunde reicht nicht aus, um gelegentliche Komprimierungsartefakte zu vermeiden. Das ist kein Totalausfall, aber da hat man schon erheblich Besseres gesehen. Die 13-Megapixel-Fotos sorgen hingegen für Freude, liegen aber qualitativ nur geringfügig über denen guter 8-Megapixler. Vom neuen Bildsensor „Exmor RS“ hat man sich im Vorwege mehr versprochen: Die zweite Generation der BSI-Sensoren soll einen erneut verbesserten Aufbau vorweisen und dadurch noch mehr Informationen aus dem eintreffenden Licht aufgreifen, doch der Unterschied im Vergleich zum Vorgänger, wie er beispielsweise im Xperia V mit ebenfalls 13 Megapixel zum Einsatz kommt, fällt recht gering aus. Das Bildrauschen in dunklen Zonen des Motivs ist tatsächlich etwas geringer geworden, aber trotzdem noch sichtbar, mitunter sogar deutlich. Insgesamt aber sehr ordentliche Ergebnisse, nur eben nicht so überragend wie erhofft. Der Sound des Musikplayers ist wie immer bei Sony hervorragend, da gibt es nichts zu beanstanden. Von Top-Modellen wie iPhone HTC 8X oder One S/X/X+ ist das Xperia Z nur eine Haaresbreite beim Frequenzgang entfernt.
Sony Xperia Z im Test: Akku unterdimensioniert
Einen weiteren Wermutstropfen schenkt Sony beim Akku ein: Dieser ist fest verbaut, lässt sich also nicht vom Nutzer austauschen. Zudem ist die Kraftzelle mit 2330 Milliamperestunden ein wenig unterdimensioniert im Vergleich zur Bildschirmgröße, weshalb auch die Laufzeit im Ausdauertest von nur 228 Minuten Video-Dauerwiedergabe bei maximaler Helligkeit nicht wirklich überrascht. Damit liegt das Xperia Z im Test 26 Prozent unter dem Mittelwert. Im Alltag und bei aktivierter Beleuchtungsautomatik hält das Sony dann aber doch immerhin einen ganzen Tag bei durchschnittlicher Nutzungsintensität durch - sofern GPS, WLAN, NFC, Bluetooth & Co. ausgeschaltet bleiben. An arbeitsreichen Tagen wird der Nutzer ein Powerpack mit sich führen müssen, aber dieses Problem haben ja alle Smartphones mit großem Touchscreen.
Xperia Z ist zweitschnellstes Smartphone im Test
Positiv fällt hingegen der Quad-Core-Prozessor Qualcomm Snapdragon S4 Pro auf, der mit 1,5 Gigahertz getaktet ist und von zwei Gigabyte Arbeitsspeicher unterstützt wird - also doppelt so viel wie üblich. Nicht zuletzt wäre da noch die mächtige Grafik-Einheit Adreno 320. Dieses Trio erzeugt einen gewaltigen Rechenhubraum, und so schneidet das Xperia Z im Test in den Benchmarks spitzenmäßig ab. Der mathematische Linpack beispielsweise weist 516 MFLOPS (Millionen Fließkomma-Operationen pro Sekunde) aus, damit liegt der Proband um das Dreieinhalbfache über dem aktuellen Durchschnitt. Merkwürdig hingegen das mittelmäßige Abschneiden bei Grafiktests wie dem Gaming-Index von Smartbench oder der 3D-Wertung von Quadrant; Antutu 3 bescheinigt dem Kandidaten wiederum mit fast 6.000 Punkten einen knapp doppelt so hohen Wert wie den anderen Probanden der letzten zwölf Monate. Das lässt vermuten, dass Spiele je nach Programmierung sehr, andere eher mittelmäßig flüssig laufen. Grafikprobleme sollten aber nirgends auftreten. Nach zehn der bekanntesten Benchmarks mit mehr als 30 Einzelwerten zeichnet sich jedoch ein eindeutiges Bild ab: Das Xperia Z ist das zweitschnellste Smartphone derzeit am Markt! 68 Prozent über Durchschnitt, lässt der Japaner sogar Boliden wie das Nexus 4 und HTC 8X hinter sich. Schneller ist lediglich das iPhone 5.
Prallvolles Ausstattungspaket
Pluspunkte sammelt das Xperia Z zudem in der Abteilung Speicher: Von den internen 16 Gigabyte sind im Werkszustand noch rund 11 Gigabyte frei verfügbar, zudem findet sich in der linken Flanke ein Slot für eine Micro-SD-Karte, über die das Gedächtnis offiziell um weitere 32 Gigabyte erweitert werden kann. Im Test des Xperia Z funktionierte aber auch ein SanDisk-Chip mit 64 Gigabyte anstandslos. Außerdem lässt sich an die Micro-USB-Schnittstelle bei Bedarf mit Hilfe eines optionalen Adapterkabels ein USB-Stick anschließen ("USB On-the-Go"), sodass Daten transferiert oder eine Datensicherung angelegt werden kann. Praktisch beispielsweise auf längeren Reisen oder im Urlaub. Auch MHL unterstützt die Schnittstelle, über einen weiteren optionalen Adapter kann also etwa ein Fernseher per HDMI abgeschlossen werden. DLNA zur drahtlosen Übertragung per WLAN stellt für Sony eine Selbstverständlichkeit dar. Nicht zuletzt wäre da noch LTE: Das Xperia Z beherrscht alle hiesigen 4G-Frequenzen, kann also bei jedem Netzbetreiber zum Einsatz kommen; wobei E-Plus erst noch sein LTE-Netz freigeben muss, was im Laufe des Jahres geschehen dürfte. Wer für Datenübertragungen nicht zusätzlich berappen möchte, kann auf DC-HSPA für Downloads mit bis zu 42 Megabit pro Sekunde zurückgreifen, wobei dies bislang lediglich im UMTS-Netz der Telekom flächendeckend angeboten wird. Vodafone versorgt nach eigenen Angaben 42 Prozent der Haushalte, O2 versorgt lediglich einige zentrale Orte wie Flughäfen oder Bahnhöfe. Ohne Dual-Cell funkt das Xperia Z mit maximal 21 Megabit pro Sekunde.
Xperia Z kommt im staub- und wasserfestem Gehäuse
Die Verarbeitung des Xperia Z ist erstklassig, da wackelt oder knarzt nichts. Allerdings sitzen die Kappen über USB-, SD- sowie Kopfhörerbuchse recht fest und sind daher etwas fummelig abzunehmen. Doch dafür ist das Gehäuse auch nach IP55 und 57 geschützt gegen Staub und Wasser, hält also einen Tauchgang in bis zu einem Meter tiefem Wasser bis zu 30 Minuten lang aus. Wer sich ersparen möchte, beim allabendlichen Aufladen die Abdeckung entfernen zu müssen, kann zur Dockingstation greifen, die über zwei Kontakte in der linken Korpusseite operiert. Bei Geräten, die im freien Handel erworbenen werden, soll die Dockingstation zum Lieferumfang gehören, subventionierte Geräte bei den Providern kommen hingegen im Normalfall ohne dieses Zubehör. Die durchgehende Glasbeschichtung vorn und hinten erinnert an das Nexus 4, aufgrund der fehlenden Spiegel-Elemente wirkt das Xperia Z aber seriöser, schlichter, gradliniger. Und weil der Rahmen auf beiden Seiten ringsum eine Winzigkeit hervorsteht, macht sich auch der Rutscheffekt auf glatten, nicht gänzlich horizontalen Ablageflächen nicht wie beim Nexus 4 bemerkbar. Allerdings sind auf der Front oben und unten zwei kleine Öffnungen für Hörer und Mikrofon auszumachen, in denen sich Schmutz ansammeln kann. Schlimmer noch: Die Glaskante ist hier scharf! Daran kann man sich zwar nicht schneiden, doch wer etwa mit dem Fingernagel darüberfährt, benötigt hinterher keine Nagelfeile mehr. Bei unglücklichen Konstellationen kann das sicher sogar schmerzhaft enden.
Android auf Xperia Z jetzt mit Google Now
Die Bedienung weicht aufgrund des vorinstallierten Android 4.1.2 marginal ab von dem, was man bisher von Sony her kannte. Das betrifft primär den nun mitgelieferten digitalen Assistenten Google Now, der sich durch einen Fingerwisch vom unteren Bildrand zur Mitte hin überall und jederzeit öffnen lässt. Im Gegensatz zu Siri will Google Now im Voraus erahnen, welche Informationen der Nutzer als nächstes benötigt und ermittelt daher anhand diverser Quellen wie Datum, Uhrzeit, Standort, Terminkalender und dem vorherigen Verhalten des Nutzers die entsprechenden Daten. Auf diese Weise kann Google Now beispielsweise das Filmprogramm eines Kinos in der Nähe anzeigen, eine Verspätungswarnung für den anstehenden Flug oder schlichtweg das Wetter am Zielort – ohne dass der Anwender danach suchen müsste: Diese Informationen tauchen automatisch als "Karte" in Google Now auf. Die Rubrik "Öffentliche Verkehrsmittel" verfügt derzeit in Deutschland flächendeckend lediglich über die Fahrpläne der S-Bahnen, lokale Verkehrsbetriebe mit U-Bahnen, Straßenbahnen und Bussen werden momentan nur in Berlin, München und Münster erfasst. Außerdem gehört ab Version 4.1 eine Swype-ähnliche Texteingabehilfe mit zur Bordausstattung, dank der es ausreicht, über die Buchstaben zu wischen anstatt sie einzeln zu tippen. Was die weitere Handhabung und auch die "Small Apps" betrifft, sei auf die Ausführungen zum Xperia V und Xperia T verwiesen.
Fazit zum Test des Sony Xperia Z
Eigentlich wäre das Sony Xperia Z ein richtiger Prachtkerl: schlank, schick, schnell - und mit allem ausgestattet, was das Handy-Herz begehrt. Dummerweise ist die Mattscheibe kontrastarm und blickwinkel-instabil, das macht wenig Spaß. Zudem lässt die Qualität der Videos zu wünschen übrig. Nicht zuletzt sind die Glaskanten an den Öffnungen für Hörer und Mikrofon scharfkantig, vom fest verbauten Akku ganz zu schweigen. Dieser ist zudem leicht unterdimensioniert - Business-Nutzer müssen an arbeitsreichen Tagen somit ein Powerpack mit sich führen, um über den Tag zu kommen. Und wer ein Smartphone primär zu Multimedia- und Entertainment-Zwecken sucht, wird mit der "Matt-Scheibe" des Xperia Z gewiss noch weniger glücklich. Diese sollten eher auf das für März angekündigte HTC One warten. Und so wird es eng in der Zielgruppe: Wer würde für so ein Smartphone trotz der überragenden Ausstattung rund 600 Euro ohne Vertrag hinlegen wollen?
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