Sony Xperia V im Test: Sony gibt Gas
Das erste Smartphone von Sony mit LTE-Unterstützung hierzulande ist gleich ein waschechtes Objekt der Begierde: flach, schick, 4,3-Zoll-Display und eine 13-Megapixel-Kamera versprechen das volle Programm. Ob das Xperia V den hohen Erwartungen gerecht werden kann, überprüft der Test von Sphone.de.

Grundsätzlich neu mag das Design des Xperia V nicht sein: Seit dem Xperia Arc von vor knapp zwei Jahren kennt man von Sony den leicht durchgebogenen Rücken. Das macht die Ergonomie aber nicht schlechter: Auch das neue Xperia V liegt dank dieser Formgebung ausgesprochen gut in der Hand. Die wie gummiert wirkende, ebenso weiche wie warme Oberflächenbeschichtung tut ein Übriges und verleiht dem Telefon einen guten Grip. Gerade mal 8,5 Millimeter beträgt die Stärke in der Mitte, 10,7 Millimeter werden an Ober- und Unterkante gemessen. Hinzu kommt, dass sich die 120 Gramm auf 65 x 129 Millimeter verteilen und somit subjektiv noch leichter erscheinen als sie es ohnehin sind. Ein richtiges Knäckebrot eben. Nicht zuletzt spricht der matt-dunkle Metallic-Rahmen ringsum das Auge an. Kurz gesagt: Optisch und haptisch gefällt das Xperia V ausgesprochen gut. Und als Sahnehäubchen ist der Japaner dann auch noch geschützt gegen Staub und Wasser nach IP55 und 57, hält also bis zu 30 Minuten in einem Meter Wassertiefe aus ohne Schaden zu nehmen. Allerdings sitzen die Plastikkappen über USB- und Kopfhörerbuchse deswegen arg fest. Wer sich das Gefummel beim Aufladen des Akkus sparen möchte, kann eine Docking-Station für knapp 40 Euro erwerben, welche die zwei freiliegenden Kontakte in der linken Flanke nutzt.
Akku beim Xperia V unterdimensioniert
Und Nachladen muss man das Xperia V selbst bei nur durchschnittlicher Nutzungsintensität mindestens jeden Abend: Die mit 1700 Milliamperestunden unterdimensionierte Kraftzelle hält im Test der Dauer-Videowiedergabe bei maximaler Helligkeit lediglich 212 Minuten durch und liegt damit ein Drittel unter dem aktuellen Durchschnitt. Selbst ohne GPS, NFC oder Bluetooth sind abends meist nur 25 Prozent der Akkuladung oder weniger übrig, arbeitsreiche Tage übersteht der Akku somit nicht. Immerhin lässt er sich bei Bedarf austauschen, ist also entgegen dem allgemeinen Trend nicht fest verbaut. Arbeitstiere sollten also besser gleich einen Zweitakku mitbestellen.
Auch der Slot für Micro-SD-Karten ist leider keineswegs eine Selbstverständlichkeit heutzutage: Hierüber lässt sich der 8 Gigabyte fassende interne Speicher erweitern. Was auch angeraten scheint: Von diesen bleiben nämlich im Werkszustand lediglich 5 Gigabyte zur freien Verfügung übrig. Und weil sich Apps seit Android 4.0 nicht mehr auf die SD-Karte auslagern lassen, sollte die interne Ablage den Apps vorbehalten bleiben, während Fotos, Videos, Musik und andere Dateien auf die Speicherkarte gehören. Wer mag, kann auch gleich in die Vollen gehen: Obwohl Sony die maximale Kapazität mit 32 Gigabyte angibt, akzeptierte das Xperia V im Test auch einen Chip von SanDisk mit 64 Gigabyte. Alternativ stehen 50 Gigabyte Cloud-Speicher bei Box zur Verfügung, sofern das Gerät bis zum 31. Dezember 2013 erworben wird. Anders als bei HTC steht dieses Kontingent zeitlich unbegrenzt zur Verfügung, lebenslang sozusagen. Allerdings ist für den Zugriff eine Internet-Verbindung erforderlich, außerdem dauert die Übertragung eine ganze Weile. Größere Datenmengen wie etwa Videos sind daher alles andere als im Handumdrehen verfügbar.
Surfen mit bis zu 100 Megabit pro Sekunde
Beim Sony Xperia V handelt es sich um das erste Smartphone von Sony hierzulande, das LTE beherrscht. Anders als beim iPhone 5 werden sämtliche in Deutschland verwendeten Frequenzen unterstützt, weshalb es in allen vier Netzen verwendet werden kann - wenngleich E-Plus derzeit ja erst sein ultraschnelles Netz der vierten Generation hochzieht und vermutlich im Laufe des Sommers offiziell starten wird. Doch auch Telekom, Vodafone und O2 sind von der Flächendeckung noch weit entfernt. Nicht zuletzt werden für LTE zusätzliche Kosten fällig. Die man sich unter Umständen sparen kann, denn das Xperia V beherrscht auch DC-HSPA. Durch diese Art von "Kanalbündelung" können im UMTS-Netz ganz ohne Aufpreis bis zu 42 Megabit pro Sekunde im Download erzielt werden - sofern der Netzbetreiber dies unterstützt. Das ist derzeit aber lediglich bei der Telekom flächendeckend der Fall, Vodafone erreicht nach eigenen Angaben 42 Prozent der Haushalte, O2 hat augenblicklich nur einige zentrale Basisstationen auf Dual Cell aufgerüstet, primär Flughäfen und Bahnhöfe. E-Plus befasst sich aktuell nicht mit DC-HSDPA.
Beim Prozessor handelt es sich um einen Qualcomm Snapdragon S4 Plus MSM8960 mit zwei Kernen und 1,5 Gigahertz sowie einem Arbeitsspeicher von 1 Gigabyte: dieselbe Konstellation wie beim Nokia Lumia 920. Damit schneidet das Xperia V in nahezu allen Benchmarks überdurchschnittlich gut ab, von 2 Prozent bei Passmark bis zu einem Plus von 189 Prozent beim mathematischen Linpack. Lediglich bei Antutu 3 bleibt der Proband 13 Prozent hinter dem aktuellen Mittelwert zurück. Unterm Strich erzielt das Xperia V ein um 41 Prozent über dem Durchschnitt liegendes Gesamtergebnis. Damit übertrumpft der Proband sogar das Samsung Galaxy S III mit Quad-Core-Prozessor, das inzwischen "nur noch" 35 Prozent über dem Mittelwert liegt. Quintessenz: Das Xperia V ist richtig schnell, auch mit Dual-Core-Chip.
Auch beim Xperia V: Die Sache mit den Steuertasten
Das Wichtigste ist aber natürlich der Touchscreen: Rund 54 x 95 Millimeter misst dieser beim Xperia V und kommt somit auf eine Diagonale von 109 Millimeter (4,3 Zoll). Doch wie bereits beim Xperia T und dem Nexus 4 wanderten die drei Buttons für "Zurück", "Home" und "geöffnete Apps" vom Bereich unterhalb des Bildschirms in den Touchscreen hinein: Und so prangt nun an der Unterkante des Displays eine 7 Millimeter hohe, schwarze Leiste mit den drei Icons. Das hat zwar den Vorteil, dass die Drücker näher dran sind am eigentlichen Geschehen, doch geht dieser Platz für den eigentlichen Inhalt verloren, und das macht immerhin 7 Prozent der Gesamtfläche aus. Somit muss man im Vergleich zu anderen Smartphones von einer Netto-Diagonale von 103 Millimeter (4,1 Zoll) sprechen. An der Schärfe gibt’s es nichts zu meckern: Dank 720 x 1280 Bildpunkten erzielt das Panel stramme 181 Pixel pro Quadratmillimeter (342 ppi). Zusammen mit dem Xperia S und dem HTC 8X gehört der Kandidat damit zur Spitzengruppe. Zumindest solange das Xperia Z mit Full HD und grandiosen 305 Pixel pro Quadratmillimeter (443 ppi) noch nicht erschienen ist – was Ende Februar, spätestens Anfang März der Fall sein dürfte.
Sony Xperia V im Test mit guter Multimedia-Leistung
Die Fotos der 13-Megapixel-Kamera gefallen sehr gut, rangieren qualitativ aber nur minimal über jenen guter 8-Megapixel-Handys. Die "überlegene Automatik" schaltet bei Bedarf automatisch HDR zu, wodurch die maximale Auflösung allerdings auf 11,5 Megapixel reduziert wird. Bei bedecktem Himmel wurde im Test mitunter ein leichter Rotstich beobachtet. Die Videos in Full-HD gelingen ebenfalls ordentlich, wenngleich sich trotz beachtlicher 20 Megabit pro Sekunde teilweise geringfügige Komprimierungsartefakte auf Flächen zeigen. Außerdem braucht man eine ruhige Hand, weil der Bildstabilisator nicht allzu viel bringt. Musik schließlich hört sich sehr gut an, kommt aber nicht ganz an Topgeräte wie das iPhone 4S und % oder das HTC 8X heran.
Android-Update für Xperia V angekündigt
Die Bedienung geht dank Android 4.0.4 gewohnt flott von der Hand, ein Upgrade auf Version 4.1 ist für die nahe Zukunft zugesagt. Lediglich ein paar Kleinigkeiten hier und da stören, so wie beispielsweise der Umstand, dass sich in der Kalender-App von Android das Standardkonto nicht editieren lässt. Ab Werk ist der Kalender des Telefons als solcher festgelegt; will man etwa den Google-Kalender als Standard definieren, damit neue Termine stets dort angelegt werden, erweist sich das als unmöglich. In der Praxis stellt das jedoch kein Hindernis dar, weil sich die App merkt, in welchen Kalender zuletzt ein Termin eingetragen wurde, und diesen dann künftig verwendet. Wer mehrere Kalender gleichrangig einsetzt, muss aber darauf achten, auch wirklich den richtigen zu verwenden.
Im Gegenzug tröstet Sony mit den Small Apps: Kleinen Widgets, die sich in einer zweiten Ebene über den eigentlich Inhalt legen und dort beliebig platziert werden können. Standardmäßig sind Notizen, Taschenrechner, Countdown und Diktiergerät installiert, doch lassen sich weitere Small Apps aus Google Play nachladen. Derzeit finden sich dort zwölf weitere Programme wie ein Währungs- und ein Einheiten-Umrechner. Auf diese Weise können beispielsweise Notizen von einer darunter liegenden Website im Browser abgeschrieben werden.
Probleme mit Apps: Sony Xperia V stürzt mehrmals ab
Viel Licht und kaum Schatten also beim Sony Xperia V. Man könnte den schlanken, schmucken Schönling glatt rundum empfehlen. Wenn sich da nicht ein Haar in der Suppe befunden hätte. So ließ sich GL Bench 2.5.1 nicht ausführen: Die App reagierte schlichtweg nicht auf Eingaben. Und Quadrant stürzte einmal gar komplett ab, was sich allerdings nicht reproduzieren ließ. Sargnagel war dann der Facebook Messenger: Dieser bietet seit Kurzem die Option an, Sprachaufnahmen zu verschicken. Nur nicht mit dem Xperia V: Nach der Aufzeichnung hängte sich die App jedes Mal auf. Ein zweites Testgerät wies exakt dieselben Fehler auf, weshalb ein Einzelfall ausgeschlossen werden kann.
Fazit: Vorerst noch Finger weg vom Xperia V
Möglicherweise behebt das anstehende Software-Update dieses Problem, doch solange dies nicht gesichert ist, kann Interessenten nur davon abgeraten werden, das Xperia V zu kaufen. Gewiss sind nur einige wenige Anwendungen betroffen, aber es gibt keine Garantie, dass nicht ausgerechnet eine wichtige App streikt. Sphone.de hält Sie auf dem Laufenden: Sobald das Software-Update verfügbar ist, erhält das Xperia V eine neue Chance, sich zu beweisen. Ohnehin kommt ja bald das Xperia Z...
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