Samsungs Superman: Das neue Samsung Galaxy S3
Lange genug galt das iPhone als das beste Smartphone, dem will Samsung nun ein Ende bereiten: Das Galaxy S3 weist nicht nur ein besonders großes Display auf, sondern will auch sonst neue Maßstäbe setzen. Zudem gibt es das Smartphone mittlerweile auch in einer LTE-Variante. Ob die Koreaner das Apple-Handy vom Thron stoßen können, zeigt der Test von Sphone.de.

60 x 106 Millimeter misst die Mattscheibe des Samsung Galaxy S3 und bringt es damit auf eine Diagonale von stolzen 122 Millimeter (4,8 Zoll). Daneben wirkt die Anzeige des iPhone 4S mit 3,5 Zoll geradezu winzig. Genauer gesagt handelt es sich um den zweitgrößten Bildschirm überhaupt, übertroffen nur noch vom Samsung Galaxy Note, das mit seinem 5,3-Zoll-Display aber auch schon fast mit einem Tablet verwechselt werden könnte – weshalb man mitunter von einem Phablet spricht, einem Zwitter aus Phone und Tablet. Auch was die Auflösung betrifft, weißt das S3 zu gefallen: Dank 720 x 1280 Pixel kommt es auf eine Schärfe von 145 Pixel pro Quadratmillimeter (306 ppi), stellt also Schriften, Fotos und Videos enorm scharf dar. Allerdings liegt hier das 4S mit 166 Pixel pro Quadratmillimeter noch etwas besser im Rennen.
Was sich in der Praxis allerdings nicht bemerkbar macht: Im Test stellte das Samsung Fotos und Videos ebenso scharf dar wie das iPhone, und das sogar trotz Pen Tile Matrix! Eine Erklärung hierfür konnte der Hersteller selbst nicht liefern, doch die Ergebnisse sprechen für sich. Und auch was Dynamik und Lesbarkeit der Darstellung betrifft, so muss sich das Samsung Galaxy S3 mit Super-AMOLED nicht hinter dem IPS-Bildschirm des 4S verstecken. Gut, Farben stellt AMOLED bekanntlich kräftiger dar als in natura, doch lässt sich das über das Einstellungsmenü des S3 anpassen. Im Gegenzug sind aber die Kontraste von AMOLED unschlagbar, ganz einfach weil schwarze Bildpunkte komplett ausgeschaltet werden während LCDs – und hierzu zählt auch das Derivat IPS – dauerhaft von hinten illuminiert werden und dunkle Bildbereiche lediglich abgeblendet werden. Kurzum: Die Mattscheibe des Galaxy S3 ist 71 Prozent größer als die des iPhone 4S und qualitativ ebenbürtig. Das soll etwas heißen!
Samsung Galaxy S3 mit Quard-Core-Prozessor
Zweiter Pluspunkt: der Quad-Core-Prozessor mit 4 x 1,4 Gigahertz. Anders als etwa beim Vierkern-Rechner des HTC One X kommt nicht der Tegra 3 von Nvidia zum Einsatz, sondern die Eigenproduktion Exynos. Dieser lässt zwar den fünften Sparkern des Tegra 3 vermissen, kann dafür aber alle vier Kerne einzeln je nach Bedarf takten und somit ebenfalls tüchtig Strom sparen. Mit einer Akkuladung kommt das Galaxy S3 im Test über einen arbeitsreichen Tag, allerdings nur bei aktivierter Beleuchtungsautomatik, die dann leider zu einer arg funzeligen Beleuchtung führt. Wird die Helligkeit auf 75 oder gar 100 Prozent gepegelt, wird es im Laufe des Nachmittags eng, da kostet der XXXL-Bildschirm spürbar Kraft. Bei durchschnittlicher Nutzungsintensität ohne allzu lange Spiele- oder GPS-Phasen kommt der Koreaner durchaus zwei volle Tage ohne Nachladen aus. Dennoch: Weil man nie weiß, was auf einen zukommt, empfiehlt es sich dringend, das Handy jeden Abend an die Steckdose zu hängen – da nimmt sich das Samsung nichts mit der versammelten Touchscreen-Konkurrenz. Der Quad-Core-Prozessor steckt das iPhone 4S mit zwei Kernen locker in die Tasche: Benötigt etwa der Benchmark Sun Spider beim Apple-Gerät rund 2230 Millisekunden, reichen dem Samsung für dieselben Prozeduren gerade mal 1470 Millisekunden. Auch im Browsermark liegt das S3 mit dem Bestwert von 130.000 Punkten deutlich vor dem iPhone mit 89.000 Punkten. Das ist nicht weiter überraschend, nicht zuletzt weil das iPhone 4S mittlerweile schon fast ein Jahr auf dem Buckel hat – das macht sieben Handyjahre.
Erweiterbarer Speicher und zahlreiche Datenstandards
In puncto Speicher imitiert Samsung Apple: Das interne Gedächtnis fasst je nach Wunsch und Geldbeutel 16, 32 oder 64 Gigabyte – wobei letztere Version bislang noch nicht auf dem Markt angekommen ist. Anders als das iPhone verdaut das S3 auch Micro-SD-Karten, und das sogar mit bis zu 64 Gigabyte. In der Maximalausstattung könnte man also tatsächlich auf 128 Gigabyte kommen – da dürfte selbst die größte Musiksammlung Platz finden. Auch die restliche Ausstattung lässt keine Wünsche offen: NFC, GPS, WLAN n inklusive 5 Gigahertz-Band, WiFi-Direct, Bluetooth 4.0 sowie HSPA für Downloads mit bis zu 21 und Uploads mit maximal 5,76 Megabit pro Sekunde lassen keine Wünsche offen.
Was das Gehäuse betrifft, so spaltet das S3 die Geister: Die einen finden die Kunststoff-Ummantelung minderwertig, was angesichts von Preisempfehlungen ab 700 Euro nachvollziehbar ist. Die anderen erkennen an, dass ein 71 x 137 x 8,7 Millimeter großes Smartphone mit einem Aluminium-Cover niemals nur 133 Gramm wiegen würde. Darüber hinaus wäre NFC damit gestorben, dessen Funksignale nicht durch das Metall hindurch gelangen, weil die Antenne auf ultrakurze Distanzen ausgelegt ist. Die Verarbeitung bleibt aber unstrittig ohne jeden Fehl und Tadel.
Galaxy S3 kommt mit Android 4.0
Der Clou aber ist, dass Samsung sich erstmals nicht nur Gedanken um eine erstklassige Hardware gemacht hat, sondern sichtlich auch darüber, wie man die ganze Technik möglichst einfach und komfortabel nutzen kann. Dazu trägt selbstverständlich Android 4.0 mit der Samsung-Oberfläche "TouchWhiz" bei, die man schon von zahlreichen anderen Samsung-Telefonen her kennt – wenngleich mit kleinen Änderungen. So hat der Nutzer nun die Wahl zwischen drei Menüansichten: "Anpassbares Raster", "Alphabetisches Raster" sowie "Alphabetische Liste". Lediglich bei den Ersteren stehen jedoch Direktzugriffe etwa zum Deinstallieren von Apps aus dem Optionsmenü heraus zur Verfügung. Wie immer stehen bis zu sieben Home Screens für Widgets und Verknüpfungen zur Verfügung – davon können iPhone-Besitzer nur träumen. Das Scrollen klappt schnell und flüssig, wenngleich nicht immer ganz so geschmeidig wie auf dem iPhone. Was die Sprachsteuerung "S Voice" betrifft, so weist Apples "Siri" geringfügige Vorzüge auf (siehe Video), doch erinnert der Vergleich an den sprichwörtlichen Einäugigen, der König unter den Blinden ist: Zuverlässig sind beide Systeme längst noch nicht, da müssen sowohl Apple als auch Samsung erst noch etliche Lektionen lernen.
Viele nützliche Details beim S3
Wenn es dann aber in die Details geht, so bietet das S3 etliche nützliche neue Funktionen. So kann zum Beispiel ein Kontakt direkt aus der alphabetischen Übersicht heraus angerufen werden, einfach indem man mit dem Finger nach rechts streicht – fertig! SMS? Ein Wisch nach links, und schon kann‘s losgehen. Genial! In der Detailansicht des Telefonbuchs reicht es sogar aus, das Telefon nur ans Ohr zu führen, um die als Standard definierte Rufnummer zu wählen. Einfacher kann es wohl nur noch durch Gedankenübertragung werden. Von solchen Details hat Samsung mehr als ein Dutzend eingebaut. Allerdings sind sie allesamt nicht intuitiv erkennbar, weshalb Samsung geschickterweise entsprechende Meldungen beim Start einer App einblendet; möchte man einen Tipp nie wieder sehen, setzt man einfach das entsprechende Häkchen. Wer viel auf seinem Handy liest, dürfte den "intelligenten Schlafmodus" ungemein schätzen. Dieser hält den Nutzer durch die Frontkamera wortwörtlich im Auge: Solange er den Blick auf den Bildschirm richtet, wird das zeitgesteuerte Ausschalten der Displaybeleuchtung unterdrückt. Nie wieder eine dunkle Mattscheibe mitten beim Lesen!
Multimedia: Videos beim Galaxy S3 könnten besser sein
Und multimedial? Durchwachsen! Die 8-Megapixel-Fotos gehören wie die des 4S mit zum Besten, was man derzeit in dieser Liga finden kann, lediglich das Bildrauschen bei schlechten Lichtverhältnissen könnte etwas geringer ausfallen. Ähnlich die Resultate des Hörtests: Musik gibt das Samsung Galaxy S3 fast annähernd so brillant wieder wie die Referenz iPhone 4S, da fehlt es dem Frequenzgang nur einen Hauch an der Breite des Topgerätes – Unterschiede, die man nur im direkten Vergleich und mit sehr guten Headsets wahrnimmt. Soweit alles bestens. Das Problem stellen vielmehr die Videos dar: Schwenks führen zu starken Rucklern, der Autofokus zieht mitunter unnötigerweise nach und der Ton klingt blechern. Auf einem Stativ produziert das Galaxy S3 im Test hervorragende, superscharfe Bilder, doch ist dies ja gerade bei Mobiltelefonen eigentlich nicht der Sinn der Sache. Hier liegt das iPhone mit seinen grandiosen Videos um Längen vorn.
Fazit: Multimedia-Defizite sind das einzige Manko
Multimedial ist das iPhone 4S die bessere Wahl, doch in sämtlichen anderen Belangen schlägt das Galaxy S3 das Kulthandy deutlich. Die Ausstattung mit XXXL-Display, Turbo-Prozessor, mächtig Speicher und aller erdenklichen Technik setzt neue Maßstäbe, die Bedienung geht intuitiv und einfach von der Hand. Zudem machen etliche neue Funktionen das Leben leichter. Achillesferse ist die schlechte Videoqualität, da reicht dem iPhone 4S niemand das Wasser. Ist das Galaxy S3 somit die ultimative Kaufempfehlung? Jain: So ein Monster-Display bedeutet zwangsläufig auch ein Maxi-Gehäuse: Das S3 ist zwar ultraflach, aber nicht ultraklein. Außerdem dürften sich kurze Finger damit schwer tun, von links unten bis rechts oben den gesamten Touchscreen zu erfassen. Zierliche Zeitgenossen sollten das S3 also lieber erst einmal im Laden ausprobieren. Langfinger – und damit ist jetzt wirklich nur der wörtliche Sinn gemeint! – finden im Samsung Galaxy S3 aber das derzeit beste Smartphone im Lande.
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