Samsung Galaxy Note 2 im Test: Das Monitor-Monster
5,5 Zoll oder umgerechnet 141 Millimeter misst der Touchscreen des Samsung Galaxy Note 2 in der Diagonale - absoluter Rekord! Zudem handelt es sich um das erste Smartphone, das ab Werk mit Android 4.1 "Jelly Bean" ausgeliefert wird. Was der XXXL-Bolide sonst noch zu bieten hat und ob sich ein solches Monstrum überhaupt noch bedienen lässt, klärt der Test von Sphone.de.

Auf der einen Seite kann der Touchscreen eines Smartphones nie groß genug sein: je üppiger, desto übersichtlicher. Andererseits wächst mit jedem Zoll auch das Gehäuse, das aber eigentlich schön leicht und handlich sein soll. Die Quadratur des Kreises wird wohl erst mit ausziehbaren Displays möglich, die aber noch Science-Fiction sind. Bis dahin lotet Samsung die Grenze aus: Wie groß kann man die Mattscheibe eines Mobiltelefons machen, sodass noch genügend Kunden das Gerät kaufen? Bereits beim ersten Galaxy Note mit 5,3 Zoll-Touchscreen vor knapp einem Jahr hielten nicht wenige Samsung über übergeschnappt: zu groß, zu unhandlich, so lautete der allgemeine Tenor. Dann diesen Sommer die Nachricht: Mehr als 10 Millionen Stück wollen die Koreaner vom Galaxy Note verkauft haben! Damit hatte wohl niemand gerechnet, vielleicht nicht einmal Samsung selbst.
Der Erfolg rief einen Nachfolger auf den Plan: das Galaxy Note 2. Natürlich mit noch größerem Bildschirm: 141 statt 134 Millimeter misst die Diagonale nun 5,5 Zoll, was in der Fläche ein Plus von fünf Prozent bedeutet. Wie Apple sein iPhone, erweiterte Samsung sein Note aber lediglich in die Höhe, die Breite schrumpfte gar um 1 auf 70 Millimeter. Somit weist der Monitor nun ein exaktes 16:9-Format auf. Trotzdem wurde der Nachfolger kompakter, 81 x 151 x 9,4 statt 93 x 147 x 9,9 Millimeter, um genau zu sein. Das Volumen ist somit rund 5 Prozent geringer als beim ersten Note. Das Gewicht kletterte allerdings um 4 auf 182 Gramm; in dieser Größenordnung spielt das aber auch keine Rolle mehr.
Samsung Galaxy Note 2 mit neuem Panel
Die Auflösung von 720 x 1280 Pixel irritiert auf den ersten Blick: Der Vorgänger hatte doch noch 800 x 1280 Pixel! Auf einem kleineren Bildschirm! Somit beträgt die Pixeldichte des Note 2 nur 264 statt 286 ppi, ein Verlust von 15 Prozent! Alles halb so wild: Samsung verwendet nämlich eine komplett neue Display-Technologie. Beim ersten Note kam ein Super-AMOLED-Panel mit Pen Tile-Matrix zum Einsatz, dessen Bildpunkte sich jeweils aus zwei Subpixel zusammensetzen: abwechselnd Grün und Rot sowie Grün und Blau. Beim Note 2 handelt es sich ebenfalls um ein Super-AMOLED-Display, allerdings besteht jeder Bildpunkt aus drei Subpixel: rot, grün und blau. Eben so, wie das bei den regulären LCDs üblich ist. Ergo finden sich beim Note 2 ganze 325 Subpixel auf jedem Quadratmillimeter der Mattscheibe: 29 Prozent mehr als auf dem ersten Note mit 253 Subpixel. Das Resultat ist eindeutig: Im Sichttest zeigt der Nachfolger Texte und Fotos sogar etwas schärfer an als das erste Note. Alles im grünen Bereich also.
Kraftvoller Prozessor im Galaxy Note 2
Neu ist auch der Prozessor: Aus der Dual-Core-CPU wurde ein Vierkerner, die Taktung stieg von 1,4 auf 1,6 Gigahertz. Darüber hinaus wurde der Arbeitsspeicher auf 2 Gigabyte verdoppelt - ebenfalls eine neue Bestmarke. In dieser Kombination erzielt das Galaxy Note 2 im Text hervorragende Werte in den Benchmarks, vor allem bei den mathematisch orientierten. Linpack etwa weist satte 143 Punkte aus, 72 Prozent mehr als beim ersten Note. Und die CPU-Wertung von Quadrant stellt mit fast 14.900 Punkten einen neuen Rekord auf. Den Sun Spider-Benchmark absolviert das Note 2 mit 1017 Millisekunden: Das ist der zweibeste Wert nach dem iPhone 5. Fasst man die Ergebnisse von zehn der bekanntesten Benchmarks zusammen, schneidet das Note 2 mit 205 Prozent im Vergleich zur Konkurrenz ab - wiederum wird dieses Ergebnis lediglich vom iPhone 5 getoppt. Mit anderen Worten: Das Galaxy Note 2 zeigte sich im Test als das zweitschnellste Smartphone derzeit am Markt.
Samsung Galaxy Note 2 kommt mit oder ohne LTE
Was den Speicher betrifft, so hat Samsung wie beim S III drei Versionen mit 16, 32 und 64 Gigabyte intern angekündigt, die jeweils per Micro-SD-Karte um weitere 64 Gigabyte aufgerüstet werden können. Zudem soll es jede Varianten auch mit LTE geben, derzeit wird hierzulande allerdings erst das 16-Gigabyte-Modell gesichtet, und das exklusiv bei Vodafone: zum stolzen Preis von knapp 800 Euro ohne Vertrag. Die Geräte ohne LTE beginnen im Internet bei 560 Euro. Für die Varianten mit mehr Speicher sind bislang nur die Preisempfehlungen von Samsung bekannt, die 799 und 899 Euro lauten. Ohne LTE, wohlgemerkt! Diese Modelle erzielen in UMTS-Netzen 21 Megabit pro Sekunde beim Empfang, der Versand erfolgt mit bis zu 5,76 Megabit pro Sekunde.
Kamera schwächelt etwas
Das Galaxy Note 2 unterstützt nun auch WLAN n inklusive des 5 Gigahertz-Bandes. NFC, GPS und Bluetooth 4.0 sind selbstverständlich. Neu ist zudem die Unterstützung von MHL, sodass die Micro-USB-Buchse mit Hilfe eines optionalen Adapterkabels als HDMI-Schnittstelle genutzt werden kann. Die Leistung der Kamera enttäuscht aber ein wenig: Die Qualität der Fotos und Videos ist gut, jedoch nicht ganz auf dem Niveau des ersten Note und des S III. So verwackeln Aufnahmen in geschlossenen Räumen oder bei bewölktem Himmel sehr viel häufiger und schneller. Der Musikplayer liefert hingegen den gewohnt hervorragenden Klang.
Clevere Schnellzugriffe beim Note 2
Der Stylus gehörte ja bereits beim Vorgänger dazu, hat sich aber durch eine abgeflachte Seite und eine stumpfere Oberfläche haptisch verbessert; auch der Taster ist dadurch nun leichter zu erspüren. Die bereits beim ersten Note gelungenen Notizfunktionen wurden ebenfalls optimiert: So kann selbige nun in einer zweiten Ebene über dem eigentlichen Bildinhalt gestartet werden, indem bei gedrückter Pen-Taste ein Doppelklick auf einer beliebigen Stelle des Touchscreens ausgeführt wird. Dann lässt sich das Notizfenster beliebig verschieben, während darunter beispielsweise eine Browserseite angezeigt wird. Darüber hinaus können beim Galaxy Note 2 über Schnellzugriffe Anwendungen durch Zeichnen eines vorab definierten Symbols gestartet und ihnen sogar Informationen übergeben werden. Die Eingabe von "@Max" startet zum Beispiel eine E-Mail an den im Telefonbuch gespeicherten Teilnehmer "Max". Zudem lassen sich eigene Schnellzugriffe definieren. Der Clou: Das klappt nicht nur mit Apps, sondern auch mit Funktionen, und das sogar mit mehreren gleichzeitig. Auf diese Weise kann über ein einziges Symbol mit einem Schlag beispielsweise GPS, WLAN, Bluetooth sowie die Datenverbindung aus- und Energiesparmodus und "blockierter Modus" einschaltet werden. Clever! Ebenso gefällt die neue Hover-Funktion des Stylus: Ähnlich dem Mouseover am PC wird eine Vorschau angezeigt, sobald der S Pen über einem Eintrag schwebt ohne dabei den Touchscreen zu berühren. Dies erweist sich beispielsweise in der Galerie, im Kalender oder bei E-Mails als enorm hilfreich.
Alles in Butter: Galaxy Note 2 mit Android Jelly Bean
Des Weiteren kommt das Note 2 als erstes Smartphone hierzulande ab Werk mit Android 4.1.1 alias Jelly Bean - das inzwischen auch als Upgrade für das Galaxy S III verfügbar ist. Neben einer allgemeinen Optimierung der Systemperformance beinhaltet Jelly Bean vor allem das "Project Butter". Dabei reagiert die Software mit erhöhter Priorität auf Touchscreen-Eingaben, was Apps schneller starten, den Bildschirminhalt unmittelbarer dem Finger folgen und das Scrollen geschmeidiger werden lässt. Das macht sich in der Praxis positiv bemerkbar, denn das Note 2 läuft wirklich "butterweich". Neue Verknüpfungen auf den Home Screens verdrängen zudem bereits vorhandene, sofern noch Platz besteht; bislang mussten Letztere erst einmal manuell aus dem Weg geräumt werden. Und mit Google Now verfügt Android 4.1 jetzt über einen digitalen Assistenten, jedoch nicht sprachbasiert wie "Siri". Allerdings hat Samsung mit "S Voice" ja eine eigene Sprachsteuerung an Bord. Für weitere Informationen zu dieser sowie zu allen anderen Komfortfunktionen wie "Smart Stay" sei auf den Test des Galaxy S2 verwiesen.
Note 2 ähnelt dem Galaxy S3
Ohnehin ähneln sich die beiden Koreaner nicht nur äußerlich: Die Oberfläche entspricht mit Ausnahme der S Pen-Funktionen exakt derjenigen des S III. Das betrifft leider auch die Zahl der Icons auf den Home Screens: Aus den 5 x 5 des ersten Note wurden nun 4 x 4, wobei nicht etwa die Symbole größer wurden, sondern lediglich die Zwischenräume. Das mag auf dem "kleinen" Display des S III noch erforderlich gewesen sein, doch spätestens auf dem Note 2 wäre nun wirklich reichlich Platz vorhanden. Umsteiger, die ihre alte Konfiguration behalten wollen, müssen deshalb alternative Launcher-Apps bemühen, von denen ja aber glücklicherweise jede Menge existieren. Auch die Verarbeitung entspricht exakt derjenigen des S III: Der Kunststoff-Rücken verströmt mit seiner spiegelglatten Oberfläche nicht gerade Wertigkeit und scheint dem hohen Preis nicht angemessen zu sein, reduziert aber das Gewicht, ermöglicht NFC und sitzt zudem bombenfest ohne zu wackeln oder zu knarzen. Derlei liegt nun mal leider im Trend, weshalb sich Käufer wohl daran gewöhnen müssen, dass Smartphones zunehmend mit Plastikrückseite kommen. Zumindest solange nicht völlig neue Werkstoffe oder Funktechnologien entwickelt worden sind.
Fazit: Nichts zu meckern, doch Größe ist nichts für jedermann
Am Galaxy Note 2 gibt es nichts Wesentliches zu beanstanden, weder hinsichtlich der Ausstattung, noch der Handhabung - bis auf die leichte Schwäche der Kamera. Ein Supermodel, sogar das beste, das man derzeit hierzulande finden kann. Allerdings sollten Interessenten einen Punkt bedenken: Das Note trägt nicht nur in der Tasche dick auf, sondern verfügt auch über einen dermaßen großen Bildschirm, dass ihn eine normal große Erwachsenenhand nicht vollständig abdecken kann. Für Entsperren, Telefonieren, Schreiben und Rechner gibt es zwar komprimierte Ansichten zur Einhandbedienung, die Home Screens, das Menü und die restlichen Apps verteilen sich jedoch über den 8.512 Quadratmillimeter großen Bildschirm. Bezüglich der Höhe kann man umgreifen - nicht komfortabel, aber möglich -, doch die Icons auf der gegenüberliegenden Seite lassen sich bei der Bedienung mit einer Hand nicht oder allenfalls mit bis an die Schmerzgrenze gestrecktem Daumen erreichen. Dagegen nimmt sich die 4,8 Zoll-Mattscheibe des S III geradezu winzig und bestens erreichbar aus. Wer aber ohnehin nie in die Verlegenheit kommt, sein Smartphone einhändig bedienen zu müssen und sich nicht darum schert, wie viel er tagtäglich schleppen muss, der kann getrost zum Galaxy Note 2 greifen.
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