HTC One X+ im Test: Flaggschiff mit Schuss
Als das HTC One X im April erschien, war es das erste Smartphone mit Quad-Core-Prozessor auf dem hiesigen Markt. Seither hat sich jedoch viel getan und selbst Zweikern-Rechner haben mächtig zugelegt. Zeit für ein Upgrade: Das One X+ im Test.

Im One X+ steckt ein neuer Prozessor, den Hersteller Nvidia passenderweise Tegra 3+ nennt und der nun mit 1,7 statt 1,5 Gigahertz getaktet ist. Dieser gibt richtig Gas: Bei manchen Benchmarks wie Linpack weniger (im Vergleich zum One X ein Plus von 11 Prozent), bei anderen wie Geekbench mehr (plus 135 Prozent). Mitunter ergibt das Resultat wie beim Gaming-Index von Smartbench aber auch ein leichtes Minus von 6 Prozent. Und so steht unterm Strich nach zehn der bekanntesten Benchmarks ein Tempozuwachs von glatten 40 Prozent, die der Tegra 3+ besser abschneidet als sein Vorgänger im ersten One X. Nicht nur für Gamer eine gute Nachricht.
Längere Akkulaufzeit beim HTC One X+
Wer nun befürchtet, der Akku des One X+ könne noch schneller in die Knie gehen als der des Vorgängers, der irrt. Ganz im Gegenteil: Die jetzt 2100 statt zuvor 1800 Milliamperestunden fassende Kraftzelle hielt im Videotest, bei dem ein Film mit 720p bei maximaler Helligkeit im Flugmodus als Dauerschleife läuft, sehr ordentliche 382 statt 200 Minuten durch, also fast doppelt so lang. Hinzu kommt der neue Energiesparmodus, in dem das One X+ im Test sogar 535 Minuten lang mitspielt, das bedeutet eine Steigerung von 268 Prozent im Vergleich zum One X. In diesem Modus kann der Nutzer bis zu vier Kriterien einzeln selektieren, die beim Stromsparen zu helfen: So lässt sich die Displaybeleuchtung reduzieren, das taktile Feedback abschalten und die Taktung des Prozessors bei 1,3 Gigahertz deckeln. Darüber hinaus wird auf Wunsch die Datenverbindung nach 15 Minuten im Standby-Betrieb automatisch deaktiviert, sofern kein Datenverkehr fließt. Zwischendurch erhalten Hintergrundanwendungen immer wieder Gelegenheit, Daten auszutauschen, anschließend baut das One X+ die Verbindung wieder ab. Die Frequenz, mit der dies geschieht, soll laut Hersteller nicht fix sein und von diversen Faktoren abhängen, die HTC nicht näher spezifiziert. Mit dem Update auf Android 4.1 soll auch das alte One X die Energiesparfunktion erhalten.
Videoqualität beim One X+ im Test schlechter
Darüber hinaus hat HTC den Speicher beim One X+ auf 64 Gigabyte verdoppelt, er kann aber immer noch nicht mittels Micro-SD-Karte erweitert werden. Beim Kauf ist Vorsicht geboten: Es ist nämlich auch eine Variante des One X+ mit 32 Gigabyte Speicher im Umlauf, die zum selben Preis gehandelt wird, also mit 649 Euro als unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers respektive zu Straßenpreisen ab 580 Euro ohne Vertrag. Ansonsten hat sich an der Ausstattung nichts geändert: 1 Gigabyte Arbeitsspeicher, NFC, GPS, WLAN n inklusive Unterstützung des 5 Gigahertz-Bandes, Wi-Fi Direct, Bluetooth 4.0, Downloads mit bis zu 21 Megabit pro Sekunde und nach wie vor kein LTE - alles beim Alten. Auch multimedial hat sich nichts getan, zumindest nicht auf dem Papier. Die Kamera schießt nach wie vor Fotos mit 8 Megapixel und zeichnet Videos in Full HD auf, doch in der Praxis sehen die Ergebnisse ein wenig anders aus. So haben die Bilder zwar an Kontrast gewonnen, sind aber anfälliger für Farbstiche. Und bei den Videos macht sich die zu geringe Datenrate von knapp 10 Megabit pro Sekunde negativ bemerkbar: Details verwaschen und Flächen strotzen mitunter vor Komprimierungsartefakten. Das war beim One X erstaunlicherweise noch kein Problem: Dort erzielte dieselbe Datenrate überraschenderweise noch eine überzeugende Qualität. Der Klang des Musikplayers blieb so erstklassig wie beim One X und gehört mit zum Besten derzeit.
Display identisch vom One X
Neu ist beim HTC One X+ schließlich noch die Unterstützung von "USB On-the-Go", dank der über ein optionales Adapterkabel beispielsweise USB-Sticks an die Micro-USB-Schnittstelle angeschlossen werden können. Auch diese Funktionalität soll mit dem Upgrade auf Android 4.1 auf das One X, XL und S kommen. Darüber hinaus ist das One X+ "PlayStation certified", also kompatibel mit den Spielen der Sony-Plattform. Das Super LCD 2-Display ist hingegen exakt gleich geblieben, und damit eines der besten derzeit am Markt. Mit 58 x 103 Millimetern kommt es auf eine Diagonale von knapp 4,7 Zoll (119 Millimeter) sowie eine Schärfe von 154 Pixel pro Quadratmillimeter (315 ppi). Die drei Symbole unterhalb des Touchscreens für "Zurück", "Home" und die zuletzt genutzten Anwendungen, sind nun rot statt weiß, was schon mal per se eine dunklere Darstellung bedingt. Hinzu kommt, dass der Helligkeitssensor deren Beleuchtung in vielen Situationen deutlich zu dunkel reguliert, weshalb die Icons mitunter schlecht bis gar nicht erkennbar sind. Das mag kein größeres Drama sein, weil man als Nutzer schnell lernt, welche Funktion wo zu finden ist, ist aber nichtsdestotrotz suboptimal.
One X+ kommt ab Werk mit Jelly Bean
Die Bedienung unterscheidet sich kaum von der des Vorgängers, auch wenn nun ab Werk Android 4.1 statt 4.0 installiert ist. Dieses beinhaltet in erster Linie das so genannte "Project Butter", dank dem sämtliche Prozesse schneller ablaufen – butterweich eben. So reagiert die Software beispielsweise bevorzugt auf Eingaben des Touchscreens, sodass Reaktionen zügiger vonstattengehen und der Bildschirminhalt dem Finger unmittelbar folgt. Das macht sich etwa beim Scrollen positiv bemerkbar. Zudem wurde durch Optimierungen beim Zwischenspeichern und die Vermeidung unnötiger Berechnungen die Leistung des Systems insgesamt erhöht. Google Now, der digitale Assistent á la Siri, der eigentlich zu Android 4.1 gehört, ist bei HTC-Modellen allerdings nicht an Bord. Denn die Taiwaner verwenden bekanntlich ihre eigene Nutzeroberfläche namens Sense, auf dem One X+ liegt sie in der Version 4.5 alias 4+ vor. Zu deren Vorzügen gehören zum Beispiel die vier Apps, die direkt vom Entsperr-Bildschirm aus gestartet werden können oder die sensorgesteuerten Aktionen wie das Beenden des Klingeltons beim Hochheben des Telefons sowie das lautere Klingeln bei aktiviertem "Taschenmodus". Auch Sense 4+ gehört mit zum Update für das One X.
Fazit: Neue Hardware beim One X+ hat es in sich
Somit bleiben unterm Strich einzig die Hardware-Neuerungen, die das One X+ vom One X unterscheiden. Die haben es aber in sich, wie das HTC One X+ im Test zeigt, bringen sie doch 40 Prozent mehr Rechenkraft und bis zu zweieinhalbmal längere Akkulaufzeiten. Alles andere kann auch das One X nach dem Update auf Android 4.1 und Sense 4+. Da muss jeder selbst entscheiden, ob ihm das die rund 130 Euro wert ist, die das One X+ derzeit ohne Vertrag mehr kostet als das One X.
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